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Haus & Grund Deutschland – Studie

Bis zu 650 Euro pro Jahr Unterschied bei Abwassergebühr

Man betätigt einmal die Toilettenspülung und zahlt dafür in der einen Kommune mehr als dreimal so viel wie in der anderen. Denn: Die Kosten für die Abwasserentsorgung variieren je nach Stadt um mehrere hundert Euro pro Jahr. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag von Haus & Grund Deutschland erstellt hat.

„Wir wollen Transparenz schaffen und zeigen, dass hohe Abwassergebühren kein Naturgesetz sind“, betonte Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke bei der Präsentation der Studie in Berlin. Verbraucher, aber auch die kommunalen Verwaltungen und die politisch Verantwortlichen können anhand der vorliegenden Ergebnisse ihre aktuelle Positionierung im Wettbewerb der Städte um attraktive Standortbedingungen besser einschätzen.

Ergebnisse im Detail
Für den Vergleich wurden die jährlichen Abwassergebühren einer vierköpfigen Musterfamilie in den nach Einwohnern 100 größten Städten in Deutschland untersucht. Ein Vierpersonenhaushalt zahlt beispielsweise in Ludwigsburg im Durchschnitt 260 Euro im Jahr, in Potsdam dagegen mehr als 910 Euro. In der Mitte des Rankings findet sich die Stadt Marl mit 494 Euro im Jahr.

Von den zwanzig günstigsten Abwasserentsorgern kommen zwölf aus Bayern oder Baden-Württemberg. Mit Ludwigsburg, Heidelberg und Freiburg liegen die drei günstigsten Städte im Abwasserranking alle in Baden-Württemberg. Mit den Ausnahmen Bremerhaven und Saarbrücken liegen die zwanzig teuersten Abwassersysteme dagegen ausschließlich in ostdeutschen und nordrhein-westfälischen Städten.

Preisdifferenzen liegen auch, aber nicht nur an äußeren Rahmenbedingungen
Äußere Rahmenbedingungen, wie etwa die Dimensionierung der Kanäle, der für die Versorgung der kommunalen Fläche notwendige Umfang sowie das Alter des Kanalnetzes, Hochwasserschutzmaßnahmen, die Infrastruktur für die Regenrückhaltung und Abwasserbeseitigung sowie der Einsatz neuer Technologien haben einen wesentlichen Anteil daran, wie hoch oder niedrig die Abwasserpreise in den Städten ausfallen. Auch Veränderungen in der Bevölkerungsdichte wirken sich aus: Wenn durch Abwanderungsbewegungen in einer Region die Bevölkerungsdichte abnimmt, sinkt damit auch der Frischwasserverbrauch. So wird das Abwasserkanalsystem weniger genutzt. Damit steigen die Kosten zur Erhaltung des Systems. Und die werden auf die Gebühren draufgeschlagen. „Allerdings sind die Strukturunterschiede allein keine ausreichende Erklärung für die enormen Preisdifferenzen“, so Haus & Grund-Präsident Warnecke. „Wir wollen mit unserer Studie Diskussionen vor Ort anstoßen: Die Gründe für die hohen Kosten müssen analysiert und benannt werden.“

Dass die Kommunen durchaus Gestaltungsspielräume haben, belegen die teils erheblichen Veränderungen der Gebühren im Vergleich zur vorigen Untersuchung des IW Köln im Jahr 2008: Danach ist beispielsweise die Stadt Salzgitter im Ranking von ehemals Platz 84 auf 42 gestiegen. Die Kosten für die Musterfamilie sind damit im Jahr um rund 150 Euro gesunken.

Was können Verbraucher tun?
Letztlich hat der Verbraucher kaum Möglichkeiten, seine Abwasserrechnung zu beeinflussen – bei überhöhten Gebühren kann er den Anbieter nicht wechseln. Auf der anderen Seite sind einheitliche Abwasserpreise in ganz Deutschland alles andere als wahrscheinlich. Dafür sind die Strukturunterschiede zu groß. Und selbst Wassersparen kann kontraproduktiv sein: Der stark zurückgehende Wasserverbrauch in Deutschland hat teilweise dazu geführt, dass nicht ausgelastete Wasser- und Abwasserleitungen mit Frischwasser gespült werden müssen – aus hygienischen Gründen.

Auf kommunaler Ebene, dort, wo über die Zusammensetzung der Abwassergebühr entschieden wird, kann sich jedoch jeder einzelne Verbraucher einmischen. Das Abwasserranking ermöglicht einen einfachen Vergleich mit anderen Kommunen und kann dadurch eine wichtige Argumentationshilfe in der kommunalpolitischen Diskussion sein. Mehr Gewicht noch als einzelne Verbraucher haben dabei organisierte Interessenvertretungen wie die Ortsvereine von Haus & Grund.

Am Ende kann eine erhöhte Preis- und Gebührentransparenz zu dem notwendigen Wettbewerbsdruck führen, der dann die Preise für viele Verbraucher sinken lässt.