Haus & Grund Frankfurt
am Main e. V.
Grüneburgweg 64
60322 Frankfurt am Main

Tel.: 069 - 95 92 91 - 0
Fax: 069 - 95 92 91 - 11

Menü
Topthemen

07.10.2021

Mitgliederbarometer Haus & Grund Frankfurt am Main e.V.: Investitionsbereitschaft der privaten Eigentümer derzeit sehr gering – Sorge vor weiterer Regulierung

Conzelmann: „Weniger Regulierung und bessere Anreize für private Investitionen in neue und bestehende Wohnungen sind nötig, um den Wohnungsmangel abzubauen und den energetischen Standard älterer Wohnungen und Häuser zu verbessern.“
 
Haus & Grund Frankfurt am Main e.V. hat erstmals gemeinsam mit dem GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnungsforschung über eine Onlinebefragung ein Stimmungsbild bei den Mitgliedern des Vereins für private Eigentümer und Vermieter erhoben. Ziel war es unter anderem, die wohnungswirtschaftlichen Aktivitäten der privaten Vermieter und deren Reaktion auf mögliche wohnungspolitische Neuregelungen zu erfassen.
 
Kernergebnisse der Befragung sind:
  • Nur eine Minderheit von 20 % der über 1.300 Teilnehmer der Mitgliederbefragung von Haus & Grund Frankfurt am Main e.V. – allesamt private Eigentümer und Vermieter -  können sich aktuell vorstellen, in weitere Wohnungen zur Vermietung zu investieren. Insgesamt betrachtet wollen über die Hälfte keine weiteren Investitionen in mehr Wohnungen tätigen und rund ein Viertel ist diesbezüglich noch unentschlossen.
  • Wenn bisherige Eigentümer in weitere Mietwohnungen investieren wollen, planen nur 16 % mehr Wohnungen in Frankfurt zu kaufen. Demgegenüber erwägen beinahe 40 % neue Investitionen im Umland, also im Rhein-Main-Gebiet.
  • Als Hauptgründe für die niedrigen Investitionsabsichten der privaten Eigentümer nennen fast 45 % die Sorge vor weiteren Verschärfungen der Regulierung des Mietmarktes. Das aktuell hohe Preisniveau hält mehr als 40 % der Mitglieder von weiteren Investitionen in Wohnungen ab.
  • Von den wohnungspolitischen Regelungen, die einen Einfluss auf die Vermietungspraxis der privaten Eigentümer haben, nennen etwa 45 % die Mietenbegrenzungen und knapp über 40 % die Kappungsgrenze. Insgesamt werden die Regulierungen von den Eigentümern als Hemmnisse für weitere Investitionen bewertet.
  • Als Reaktion auf die wohnungspolitischen Neuregelungen, die einen Einfluss auf die Vermietungspraxis haben, wurden vor allem geplante Investitionen verschoben (von ca. 25 % der Teilnehmer) bzw. überhaupt nicht getätigt (bei ca. 15 %).
  • Über 60 % der befragten Vermieter gaben an, die rechtlichen Spielräume für Mieterhöhungen nur selten – frühestens nach fünf Jahren im laufenden Mietverhältnis – zu prüfen. 20 % der Vermieter geben an, in bestehenden Mietverträgen die Möglichkeit für Mieterhöhungen noch gar nicht geprüft zu haben. Ca. ein Viertel prüft die rechtlichen Spielräume für Mieterhöhungen nur beim Abschluss neuer Mietverträge.

„Ohne mehr private Investitionen in Wohnungen wird weder der Wohnungsmangel in Frankfurt reduziert noch der energetische Zustand der älteren Gebäude verbessert. Die große Beteiligung an unserer Mitgliederbefragung und die zahlreichen Rückmeldungen unserer Mitglieder zeigen, dass die privaten Eigentümer und Vermieter vor enormen Herausforderungen stehen. Die zunehmenden Regulierungen bremsen nötige Investitionen aus. Da die privaten Eigentümer überwiegend langfristige Mietverhältnisse anstreben, sind die ständigen Forderungen nach immer mehr und schärferer Regulierung der Mieten kontraproduktiv, um den Wohnungsmarkt zu entspannen“, ordnet Jürgen H. Conzelmann, Vorsitzender von Haus & Grund Frankfurt am Main, die Ergebnisse der Befragung ein.
 
Die privaten Eigentümer stellen in Frankfurt fast die Hälfte aller Mietwohnungen zur Verfügung. Über 60 % der befragten privaten Vermieter gaben an, die rechtlichen Spielräume für Mieterhöhungen nur selten – frühestens nach fünf Jahren im laufenden Mietverhältnis – zu prüfen. 20 % der Vermieter geben an, in bestehenden Mietverträgen die Möglichkeit für Mieterhöhungen noch gar nicht geprüft zu haben. „Gerade für verantwortungsvoll handelnde private Vermieter, die ihre Mieten nur sehr selten anpassen, müssen die politische Regelungen verlässlich sein. Die oft sehr hohen Investitionen zum Kauf neuer oder zur Sanierung bestehender Wohnungen müssen langfristig wirtschaftlich kalkulierbar sein. Die in den letzten Jahren zunehmenden Vorschläge zur Verschärfung der Regulierungen zulasten der Eigentümer führen dazu, dass kaum noch private Kleinvermieter in weitere Wohnungen investieren wollen. Als Folge ist abzusehen, dass der Anteil professioneller Wohnungsunternehmen in Frankfurt weiter zunimmt. Mieterhöhungen würde dann weniger moderat vorgegangen, als bisher. Durch bessere Zusammenarbeit zwischen Politik und privaten Eigentümern könnten diese Mietsteigerungen gedämpft werden“, so Conzelmann weiter
 
„Das moderate Vorgehen bei Mieterhöhungen der privaten Eigentümer ist besonders bemerkenswert, da sie den höchsten Anteil der Wohnungen in den ältesten Gebäudeklassen vermieten: Fast die Hälfte (49 %) der von Privatpersonen in Frankfurt vermieteten Wohnungen wurde vor 1948 errichtet. Weitere 38 % der Wohnungen in Privatbesitz stammen aus den Jahren 1949 bis 1978. In diesen älteren Häusern sind in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen, gerade auch zur Verbesserung der energetischen Standards, zu tätigen. Über 40 % der befragten Mitglieder gaben an, die Mieten aufgrund der steigenden energetischen Anforderungen zu erhöhen. Gerade im Bereich der energetischen Sanierungen ist deshalb die enge Zusammenarbeit von Politik und Eigentümern nötig. Wenn wirtschaftlich interessante und einfach abzurufende Förderungen für die von der Politik geforderten energetischen Sanierungen angeboten werden, können Mietensteigerungen infolge von Modernisierungen gedämpft werden. Fest steht: Die privaten Eigentümer alleine können die Kosten der Energiewende im Gebäudesektor nicht tragen“, erklärt Conzelmann.
 
„Es sollte verantwortliche Politiker alarmieren, dass infolge der anhaltenden Diskussionen über schärfere wohnungspolitische Regelungen - wie Mietpreisbremse oder Mietenstopp – etwa 25 % der Eigentümer geplante Investitionen in ihre Wohnungen verschoben haben. Über 15 % der Eigentümer haben geplante Investitionen sogar ganz ausgesetzt. Aus Sorge vor den Verschärfungen haben beinahe 20 % der Eigentümer ihre Mieten vorsorglich erhöht. Solche negativen Folgen für den Wohnungsmarkt können und müssen künftig durch konstruktivere und verlässlichere Politik verringert werden“, mahnt Conzelmann.
 
Durch die Regulierung wird nach Auffassung den befragten Vermieter keine einzige neue Wohnung entstehen, sondern vielmehr der Neubau von Wohnungen noch unattraktiver. Statt mehr Regulierung schlagen die Befragten deshalb vor, bessere Investitionsanreize, wie zum Beispiel niedrigere Grund- und Grunderwerbsteuern, zu schaffen. Den Vorschlag einer jährlichen 1 %-Begrenzung für Mieterhöhungen, halten sogar 84 % der Befragten für ‚völlig‘ oder ‚eher ungeeignet‘, um den Wohnungsmarkt zu entspannen. „Gerade in Anbetracht der aktuell hohen Inflation würden solche Forderungen neue Investitionen in neue Wohnungen oder Modernisierungen völlig unwirtschaftlicher machen und sie ausbremsen“ warnt Conzelmann.

Haus & Grund Frankfurt am Main e.V. fordert deshalb:

  • Die neue Stadtregierung muss ein verlässlicher Partner der privaten Eigentümer werden, um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.
  • Zur Ausweitung des Wohnungsangebotes muss die Stadt Frankfurt mehr neue Baugebiete zur Verfügung stellen. Den durch Wohnungsmangel verursachten Preisanstiegen muss durch mehr neuen Wohnungsbau entgegengewirkt werden.
  • Die im Frankfurter Koalitionsvertrag angekündigten Aktualisierungen der Bau- und Milieuschutzsatzungen müssen gemeinsam mit den Eigentümern konstruktiv angegangen werden. Es müssen Wege gefunden werden, wie mehr private Investitionen in neue und gerade auch in die älteren bestehenden Gebäude getätigt werden. Hierzu gehören Erleichterungen beim Ausbau von Dachgeschossen und der Aufstockungen bestehender Häuser sowie Deregulierung in den Milieuschutzsatzungen.
  • Genehmigungsverfahren müssen schneller und günstiger werden. Wenn private Bauherren neue Investitionen schnell, verlässlich und wirtschaftlich abbilden können, wird mehr neuer Wohnraum entstehen. Diskussionen über Mietenstopps, Mietpreisbremsen oder verschärften Milieuschutz hingegen erweisen dem Wohnungsmarkt einen Bärendienst. Wenn gerade die privaten Kleinvermieter als potenzielle Investoren und Bauherren in Frankfurt verschreckt werden, sind erhebliche negative Folgen für Mieter zu befürchten.
  • Ebenso muss die Stadt dafür sorgen, dass infolge der bevorstehenden Reform der Grundsteuer die Wohnkosten für Mieter und Eigentümer in Frankfurt nicht noch weiter steigern. Falls der Hessische Landtag das von Finanzminister Boddenberg bevorzugte ‚Flächen-Faktor-Modell‘ mit wertabhängigen Komponenten beschließen sollte, müsste die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung zukünftig automatische Steuererhöhungen aktiv verhindern. Bei steigenden Bodenwerten müssten zeitnah die Hebesätze gesenkt werden, um Mieter und Eigentümer vor Steuererhöhungen zu schützen.

Über die Befragung

Über 1.300 private Wohnungseigentümer und Vermieter haben zwischen Juli und September 2021 den Online-Fragebogen zum „Mitgliederbarometer Haus & Grund Frankfurt am Main e.V.“ ausgefüllt. Im Durchschnitt besitzen die Teilnehmer der Befragung fünf Wohnungen und sind damit klassische sogenannte „Kleinvermieter“. Im Auftrag von Haus & Grund Frankfurt am Main e.V. hat das GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnungsforschung bei der Erstellung des Fragebogens unterstützt, die Angaben des Zensus 2011 und Mikrozensus 2018 in einen Faktencheck zum Frankfurter Wohnungsmarkt zusammengestellt, sowie die Rückmeldungen der Mitgliederbefragung ausgewertet. Daraus ergibt sich eine umfangreiche Datenlage zu Frankfurter Wohnungsmarkt sowie ein tiefgehendes Stimmungsbild der Mitglieder von Haus & Grund Frankfurt am Main e.V. zu deren Vermietungspraktiken, geplanten Investitionen und deren Einschätzung aktueller wohnungspolitischer Themen.

Die Ergebnisse der Befragung im Überblick

Service Icon Vs